Im Datenmeer der Gesundheitsbranche Im Datenmeer der Gesundheitsbranche

Im Datenmeer der Gesundheitsbranche: Warum KI den Großen die besten Chancen bietet.

Marcel Fritsch
Marcel Fritsch
Künstliche Intelligenz verändert die Gesundheitsbranche – doch vorerst profitieren vor allem die Mega Caps. Sie verfügen über die Ressourcen, die Daten und das Know-how, um aus dieser technologischen Revolution den größten Nutzen zu ziehen. Wie gross ist das Potenzial für die Branche und wo liegen die Chancen für kleinere Akteure?

Ein Kommentar von Marcel Fritsch, Portfoliomanager des Bellevue AI Health Fund bei Bellevue Asset Management.

Die Macht von Big Data

Der Gesundheitssektor hat einen enormen Vorteil beim Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI): Er verfügt über riesige Datenmengen, die für innovative Anwendungen unerlässlich sind. Mit der zunehmenden Integration von KI in das Gesundheitswesen rücken große Pharma- und Biotechnologiekonzerne wie Eli Lilly, Novo Nordisk und Amgen immer mehr ins Rampenlicht. Die Wertschöpfung durch KI konzentriert sich derzeit stark auf Mega- und Large Caps, da diese neben umfangreichen Datenbeständen auch über das nötige Kapital verfügen, um KI-Projekte maßgeblich voranzutreiben. Durch Kooperationen mit Tech-Giganten wie Microsoft und Nvidia bauen Unternehmen der Gesundheitswirtschaft ihre KI-Kompetenz aus und verkürzen Entwicklungszyklen erheblich. Diese Allianzen eröffnen neue Möglichkeiten für personalisierte Medizin und robotergestützte Behandlungen – Bereiche, in denen kleinere Akteure nur schwer mithalten können.

Künstliche Intelligenz als exklusiver Treiber von Marktvorteilen

Die Dominanz US-amerikanischer Unternehmen im Portfolio von Bellevue AI Health ist zum Teil auf die Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz zurückzuführen. Sie spiegelt die enorme Investitionskraft und die KI-freundliche Infrastruktur der USA wider.

Die USA investieren sechsmal mehr in die medizinische Forschung als die drei größten europäischen Länder. Zudem sind die meisten großen KI-Technologieanbieter – wie Nvidia, Microsoft und Qualcomm – ebenfalls in den USA ansässig, was die Zusammenarbeit erleichtert und die Innovationskraft weiter ankurbelt.

Unternehmen wie Roche und Novartis zeigen, wie europäische Unternehmen im Bereich KI mithalten können. Während Genentech (Roche) gemeinsam mit Nvidia auf Generative Artificial Intelligence (GenAI) setzt, um Diagnosen und Therapien schneller zu entwickeln, hat Novartis bereits 2019 das AI Innovation Lab ins Leben gerufen. Novartis verfolgt damit das Ziel, CAR-T-Zelltherapien für die Krebsimmuntherapie präziser zu machen und so personalisierte Behandlungen zu ermöglichen.

Schwellenländer bleiben – vorerst – außen vor

Spannend ist auch die Frage, wie sich KI-Investitionen in Schwellenländern entwickeln werden. Trotz der IT-Kompetenz in Indien, Brasilien und Teilen Afrikas finden sich im Portfolio des Bellevue AI Health Fonds kaum Unternehmen aus diesen Märkten. Gründe dafür sind die zu geringe Marktkapitalisierung und ein niedriger Bellevue AI Affinity Score, der als Bewertungsskala für KI-Investments im Fonds dient. Eine Ausnahme bildet QuantumPharm, ein auf KI und robotergestützte Medikamentenentwicklung spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Shenzhen, das wir als vielversprechenden Vorreiter im Portfolio halten.

Aber auch Schwellenländer könnten in Zukunft eine Rolle spielen, insbesondere wenn die Eintrittsbarrieren durch sinkende Technologiekosten sinken. Diese Entwicklung könnte mittelständischen Unternehmen den Zugang zu Daten und KI-Technologien ermöglichen und damit die Basis für eine breitere Beteiligung am KI-getriebenen Gesundheitsmarkt schaffen.

KI-Entwicklung in Nischenmärkten

Im Mid-Cap-Bereich sind folgende zwei Unternehmen interessant: Procept BioRobotics hat mit seiner Roboterplattform Hydros für die Entfernung von Prostatagewebe einen entscheidenden Schritt gemacht. Die Plattform nutzt KI für die OP-Planung und verfügt über eine Einweg-Endoskop-Hardware, was zu schnelleren, sichereren und konsistenteren Ergebnissen führt – unabhängig von der Erfahrung des Chirurgen. Mit fast 450 bereits installierten Robotern bietet Hydros durch seine hohe Integration und vereinfachten Arbeitsabläufe ein enormes Potenzial für eine breitere Marktakzeptanz. Dexcom erschließt mit seiner Produktinnovation ein neues Kundensegment im Bereich Diabetes.

Mit dem kürzlich zugelassenen Glukosesensor Stelo bietet das Unternehmen ein «Wearable» für Diabetiker an, die kein Insulin benötigen. Der Sensor hilft, den Einfluss von Bewegung und Ernährung auf den Blutzuckerspiegel besser zu verstehen. Damit erweitert Dexcom sein Angebot über insulinpflichtige Patienten hinaus und bietet Lösungen für eine breitere Anwenderbasis.

Alles bleibt beim Alten – oder doch nicht?

Der Gesundheitssektor ist wie kaum ein anderer für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz prädestiniert. Die Fülle an Daten, die hier täglich generiert wird, bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für personalisierte Diagnostik, präzise Therapieentwicklung und effiziente klinische Studien. Große Pharma- und Biotech-Unternehmen können diese Datenmengen dank ihrer beträchtlichen Ressourcen und ihrer Erfahrung im Umgang mit sensiblen Gesundheitsinformationen optimal nutzen. KI ermöglicht es ihnen, komplexe Muster in großen Datensätzen zu erkennen und so die Effizienz ihrer Forschungs- und Entwicklungsprozesse deutlich zu steigern. Beispielsweise wird die KI-gestützte Analyse medizinischer Bilder oder die Identifizierung neuer Wirkstoffe die Branche revolutionieren.

Für kleinere Akteure kann es eine Herausforderung sein, sich dieser Dynamik anzupassen, aber auch für sie ergeben sich Chancen – etwa durch Kooperationen und spezialisierte Nischenanwendungen, die das Potenzial von KI nutzen, ohne selbst große Datenmengen oder Ressourcen vorhalten zu müssen.

Weiterführende Informationen

Bellevue ist ein spezialisierter Asset Manager mit Sitz in Küsnacht im Schweizer Kanton Zürich. Das Unternehmen verfügt über Kernkompetenzen in den Bereichen Healthcare-Strategien, alternative und traditionelle Anlagestrategien. Es ist an der SIX Swiss Exchange notiert. Bellevue wurde 1993 gegründet und ist ein Haus der Anlageideen mit rund 100 Mitarbeitenden. Das Unternehmen generiert attraktive Anlageperformances und somit Mehrwert für Kunden sowie Aktionäre. Per 31. Dezember 2023 verwaltete Bellevue Kundenvermögen in Höhe von CHF 6,9 Mrd.

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